Historie

Geburt und Kindheit

Als Brösel am 17. März 1950 in Zimmer 2 des groß­väterlichen „Hotel Stadt Hamburg“ an der Uferpromenade Travemündes in den Alltag der Welt katapultiert wurde, loderte gemäß alter Sitten und Traditionen die Frage der Namens­gebung des Erst­geborenen unter den Familien­mitgliedern hell auf – auf dass ihr Stammhalter ihren Namen trüge. Da nun bei der Namens­findung niemand übergangen werden sollte, entschied man sich, dem neuen Erden­bewohner sämtliche Namen der altehr­würdigen Familien­mitglieder zu übertragen. Und so wurde der Knabe auf den schlichten Namen Rötger Werner Friedrich Wilhelm Feldmann getauft. Zwei weitere Feldmänner folgten dem ersteren fünf und sechs Jahre später. Nämlich Jochen und Bernhard Andreas Peter Hinrich.

Brösels Kindheit spielte sich zunächst in Travemünde ab, das mit seiner Strand­promenade, den weißen Yachten und dem Spielcasino für ihn so etwas wie das St. Tropez des Nordens war. Internationales Publikum, mit seinen Cadillacs, Porsche-Cabrios und anderen „fetten Karossen“ residierten in Opas Hotel. Der Stammtisch, bestehend aus Kapitänen, die noch unter Segeln das Kap Horn bezwangen und mit ihrem Seemannsgarn und ihren eigenhändig gebauten Buddel­schiffen den Flair der großen weiten Welt in die beschauliche Gaststube des kleinen Hotels an der Travemündung zauberten, verstärkte diesen Eindruck ebenso wie die gewaltigen „Zweischornsteiner”, große Dampfschiffe aus Skandinavien, die täglich am Anleger Unmengen von Autos aus ihren Bugklappen ausspien.

Auch die beiden Bahnhöfe, über die der Ostseekurort verfügte, prägten sich in Brösels Gedächtnis ein und erweckten sein technisches Interesse. Über allem lag die Geräuschkulisse der Werften, in denen mächtige Niethämmer Tag für Tag mit lautem Donner die Stahlplatten neuer Schiffe zusammen­fügten. Wann immer es möglich war, nutzte der kleine Brösel die Zeit, sich entweder am Wasser, oder an den Bahnhöfen aufzuhalten, und seine Umwelt in sich einzusaugen.

Die Sommer im großelterlichen Domizil an der „Vorderreihe 60” waren mit geschäftlichem Treiben erfüllt. Ein Gewusel aus Einheimischen und Touristen prägten die Szene. Die Winter hingegen versetzten den gesamten Ort in Dämmerschlaf. Einsam und verlassen dümpelten die Eisschollen vor sich hin, in zäher Eintracht mit den Gezeiten. Der große Speisesaal, die leeren Gästezimmer und verwaiste Veranden waren ein irrer Spielplatz für den kleinen Dreikäsehoch. Manchmal saß er tagelang am Fenster und hielt mit seinen Stiften die ein- und auslaufenden Schiffe vom kleinen Kutter bis zum Riesenpott auf den Rückseiten der Speisekarten oder Quittungs­blöcken fest. Oder er hantierte mit Schere und Kleber herum, um Kreuzer oder andere Papierschiffe zu basteln, die später auf den Grund der Trave zu sinken hatten. Doch die Tage an der schönen Travemündung waren gezählt. Papa Feldmann tauschte seine Wasserschutz­polizei­uniform gegen die eines Leutnants der neuen Bundesmarine, und „verschleppte“ seine fünfköpfige Familie nach Flensburg-Mürwik, in eine der frisch hoch­gezogenen Miets­kasernen an der „Osterallee 15”. Dort wohnten Schicksals­gefährten aus allen Ecken der Republik. Unsägliches Heimweh nach Travemünde überfiel den armen Brösel. Der unwillkommene Ortswechsel hatte ihm nicht nur die Sicht auf Meer und Schiffe genommen, sondern ihn auch all seiner Freunde und Spielkameraden beraubt. Flensburg schien ihm nichts als Verdruss bieten zu können. Und während Vater Feldmann, inzwischen Kommandant eines Minenräum­bootes, auf der Ostsee mit seinen Mannen wochenlang nach Minen suchte, fand Mama Feldmann einen Ersatz­lebens­gefährten: Carsten Carstensen, Beamter beim Straßenbauamt – für den heran­wachsenden Brösel ein Langweiler in Person.

1964 zog die neustrukturierte Familie in die Flensburger Innenstadt, genauer gesagt in die Friesische-Straße 41, in das Friesenhaus, das im vierten WERNER-Film von Meister Röhrich von grundauf „saniert” wird. In eben genau diesem Gebäude waren jene Charaktere anzutreffen, die durch ihre Eigenarten dafür sorgten, dass Brösels Phantasie mit reichlich Stoff genährt wurde, was sich in seinen späteren Comics niederschlug und zu Figuren wie der immer meckernden und um die Sauberkeit des Treppenhauses besorgten Frau Gloer und dem schusseligen Biernot führte. Die auffälligste Veränderung für Brösel war die Sprache der Einheimischen, die mit Sätzen wie „Wie kann man denn bei ausses Licht und zues Fenster abbe Knöpfe annähen?” bei ihm nur noch Fragezeichen aufblühen ließen.

Lehrzeit

Nach Abschluss der Volksschule schleppten die Eltern den Jungen in eine, wie sie damals zunächst meinten, seriöse Lithoanstalt, um ihm dort eine Ausbildung zum Lithografen angedeihen zu lassen.
Dass dieser Betrieb hauptsächlich mit der Herstellung von Beate-Uhse-Katalogen betraut war, wurde ihnen erst klar, als sie ihren Jungen auf seiner Arbeit besuchten und ihn zwischen Unmengen äußerst freizügiger Abbildungen mit Cutter und Fadenzähler über Fotos gebeugt vorfanden, die selbst einem gestandenen Seemann die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätte.

Nach Beendigung der Lehre im April 1969 bestand Brösel die Führer­schein­prüfung und stieg somit in die Oberklasse der Zweirad-Welt auf. Seine Zündapp-Combinette wurde durch eine leistungs­stärkere Maschine ersetzt, eine Horex Regina 350. Das einzige was den jungen Brösel bewegte, allmorgend­lich aus den Federn zu kriechen, war die 10 km Vollgashatz auf Flensburgs neuer Umgehungs­straße, die ihn zu seinem Arbeitsplatz führte. Er hatte seine „Regina“ ins Herz geschlossen und widmete den größten Teil seiner Freizeit ihrer Modifizierung – technisch wie auch optisch. Sehr zum Missfallen der Ordnungs­macht. Ständig befand er sich im Kampf mit der Polizei, dem TüV und der Zulassungs­stelle. Diese drei Behörden waren wie ein rotes Tuch für den heran­wachsenden Zweirad­fetischisten.

Der frische Gesellenbrief war noch nicht richtig getrocknet, als der militärische Arm der Bundesrepublik nach Brösel langte und ihn zur Wehrpflicht heranzog. Im Verlaufe der dortigen Grund­ausbildung erkrankte Brösel an TBC, weswegen er ausgemustert wurde und von Ende 1969 bis Anfang 1970 eine „Schnarch- u. Pillenkur” im Wald­sanatorium „Rüsselkäfer” bei Jesteburg in der Nordheide über sich ergehen lassen musste.

Der 1971 angetretene Arbeitsplatz bei der Firma Geisel (Flensburg), bei der er als Lithograf beschäftigt war, wurde ihm schon 1972 wieder entzogen. In dieser Zeit karikierte Brösel in kleineren Geschichten seine Mitarbeiter und Vorgesetzten, wobei er denn auch prompt von seinem damaligen Chef ertappt wurde, der sich in dem soeben fertig­gestellten Comic-Strip wiederzu­erkennen glaubte und Brösel kurzer Hand vor die Tür setzte.

Arbeitslos und Spaß dabei.

Die Auflösungs­erscheinungen, die manche Vehikel Brösels an den Tag legten, trugen nicht gerade zur Nachsicht einiger gestrenger Beamten, die diesem „Rocker” auflauerten, bei. Die Tatsache, dass Brösels Motorräder gerne ihr Gebiet markierten, indem sie ihm buch­stäblich unter dem Hintern zerbröselten und vielerlei Teile während der Fahrt von sich warfen, bescherte Brösel nicht nur einen Berg von Mängel­berichten, sondern auch den Namen, unter dem er heute weithin bekannt ist. Dadurch ging ein großer Teil der Arbeits­losen­knete für Bußgelder drauf.

Der Staat hat's gegeben, der Staat hat's genommen. Man muss sich ab und an dazu herablassen, etwas zu arbeiten. Brösel hat im Tiefbau mit Wasser in den Gummistiefeln und von eisigem Wind umwehter Nase in schwindelnden Höhen auf Stahlbeton­bauten ziemlich alle Akkorde der malochenden Klasse durchlebt – von Gas-Wasser-Scheiße bis zur Elektro­installation. Millionen von Nagelschellen in den hölzernen Zeltdach-Häusern im Ferienmoloch „Damp 2000” an der Ostsee sind stumme Zeugen. So gingen die Jahre ins Land. Schöne Jahre. Wichtige Jahre für unseren Brösel. Neben seinen Lieblings­beschäftigungen Schrauben, in der Sonne liegen und Bier abpumpen, zeichnete er gern Begeben­heiten aus seiner Umgebung auf, die ihm mit seinen Kumpels passierten – die Erlebnisse auf den Baustellen, der Ärger mit der lieben Polizei, mit seinen speziellen Freunden vom TüV und andere bizarre Vorkommnisse. Comic­geschichten, die sonst kein Normal­sterblicher, der mit seinem schnöden Berufs­leben genug um die Ohren hatte, erleben konnte. Während der sechs Jahre seiner Arbeits­losigkeit (mit Malocher­pausen), die er anfangs in Flensburg, später in einer WG auf dem Lande in der Nähe von Kiel verbrachte, sammelte sich ein beträcht­liches Repertoire von Comic-Geschichten an.

In Kiel war Brösel Dauergast in der Kneipe „Erbse“ in der Calvinstraße 20. Hier bezog er in der über der Kneipe gelegenen Wohnung ein Zimmer. Die Zahlung der Miete hatte Brösel in Form eines Bildes pro Monat, das er mit Wand­farben auf Holz anfertigte, an die Erbse zu entrichten. Diese Art der Miet­zahlung war Auslöser, dass aus der Erbse die „Comic-Galerie-Kneipe Erbse” wurde, in der Brösels Bilder als Dauer­­ausstellung zu sehen waren. Im Club 68 in der Ringstraße, in der sich zu später Stunde, während andere Kneipen bereits zumachten, die Szene traf, war Brösel ebenfalls stets anzutreffen. Und natürlich auch Betreiber und Wirt Holger „Holgi“ Henze. So nach und nach kamen die beiden ins Gespräch. Holgi, der schon immer ein waches Auge für stille Talente hatte und ein großes Herz für die „Ausgestoßenen” der Gesellschaft, nahm sich unseres Brösels an. Er brachte ihn dazu, endlich mal ein paar Comic-Geschichten zu veröffent­lichen. In dem damals sehr renommierten Satire­magazin Pardon erschienen dann Brösels „Die Bakuninis“ als erste seiner publizierten Comics. Er saß nun regelmäßig in der Galerie vom Club 68 und arbeitete für diese Zeitung. Das brachte Geld und er kam damit ganz gut über die Runden. 1979 kehrte Brösel dem Arbeitsamt den Rücken. Und dann kam Winfried „Winni“ Bartnick, Brösels alter Saufkumpan, mit seinem Stadt­magazin „Station“ und meinte, es wäre doch ganz toll, wenn er dafür jeden Monat einen Comic zeichnen würde. „Da kannsu mal´n, wassu wiss!” Schnell hatte der Ex-Arbeitslose Brösel gut zu tun.

Die Erfindung von Werner!

Juli 1979, astreines Wetter. Brösel saß am Schreibtisch und brütete über einer Bakuninis-Folge. Es klingelte. Vor der Tür stand sein Bruder Andi mit Hante Kjer. „Kommst du mit? Wir wollen nach Süden!” Brösel schmiss den Stift in die Ecke, schnappte sich eine Wolldecke, den gerade per Post eingetrudelten Scheck von der Pardon, und schwang sich hinten bei seinem Bruder aufs Bike. Zwei Tage später waren sie am Ligurischen Meer und übten Flachköpper.

Als Hante von Brösels zweiten Vornamen erfuhr und unter den dreien für allerlei Spott und Gelächter sorgte, griff er zu seiner Gitarre um sein Lied anzustimmen. „Werner kann Flachköpper mäch'n!” tönte es über den Strand. Und da Brösel diese besondere Form des Kopfsprungs als Kurzcomic gerade zu Papier gebracht hatte, betitelte er sein frisches Werk „WERNER macht Flachköpper” – die erste WERNER-Geschichte war entstanden!

Inzwischen schmiedete Winni Bartnick an der Gründung seines Semmel Verlachs. Und da er von Brösels Arbeiten sehr angetan war, unter­breitete er ihm den Vorschlag, sämtliche vorhandenen Comics zu überarbeiten, um WERNER als zentrales Verbindungs­glied einzubinden. Nach der Zustimmung Brösels zu diesem Vorhaben kümmerte sich Winni um das Startkapital seines neuen Verlages, das damals bei ca. 30.000 DM lag. Nachdem alle verwaltungs­technischen Angelegen­heiten geklärt und auch sonst alles organisatorisch für die Drucklegung des ersten WERNER-Buches vorbereitet war, wurde die erste Auflage von „WERNER – Oder was?” durch die Drucker­presse gejagt, so dass schließlich 10.000 Exemplare dieses Comics am 15. März 1981 in Winnis Wohnung abgegeben wurden, von der aus der komplette Vertrieb vorgenommen wurde und die Räumlich­keiten als Büro, Lager und Versand­haus zweck­entfremdete. Auch wenn die großen Medien zunächst nichts von WERNER wissen wollten, breitete sich der Kult schnell aus. Durch „Insider-Tipps” wurden die WERNER-Comics ein begehrens­wertes Gut, das immer mehr Menschen haben wollten. Immer öfter trugen sie ihren Wunsch an die Buch­händler heran, so dass diese nicht mehr umhin konnten, den ersten WERNER-Band in ihr Repertoire mit aufzunehmen.

Werner auf Erfolgskurs!

Eine Erfolgsgeschichte nahm ihren Lauf.

In den folgenden Jahren erschienen immer neue WERNER-Bände – mit steigenden Auflagen – und der Kult weitete sich aus. Schließlich wurde WERNER zum Inbegriff des gutmütigen Anarcho­rockers, der keinen gesellschaft­lichen Regeln Achtung zollt. Brösels Geschichten fanden immer größeren Zuspruch, was sich in den steigenden Verkaufs­zahlen der WERNER-Comics niederschlug. Ihren Anteil daran hatte auch die legendäre Odyssee der eiligen drei Könige nach Korsika: Erlebt im Sommer 1986, als Geschichte veröffentlicht in „WERNER – NORMAL JA!” (1987), verfilmt 2002/2003 im vierten WERNER-Streifen „GEKOTZT WIRD SPÄTER!”.

Ein weiteres unvergessenes Ereignis bahnte sich 1983 auf dem Hinterhof des Club 68 an, auf dem Rötger und Holgi je eine Garage angemietet hatten und dort neben­einander vor sich hin­schraubten. Abfällige Bemerkungen über den fahrbaren Untersatz des jeweils anderen trieben die Kontrahenten in einen regel­rechten Wettstreit. Brösel, der diesen trotz allem nicht ernst gemeinten Zwist in seinem Comic „WERNER – EISKALT!” (1985) zu Papier brachte, ahnte wohl selbst kaum, was er damit auslöste, als er Holgi im Übereifer versprach, ihn samt seinem 911er Porsche mit seiner Horex zu verblasen, selbst wenn er hierfür vier Horex-Motoren zusammen­bauen müsste. Es entsprach Holgis Ehrgefühl, diese Heraus­forderung anzunehmen. Und so wurde diese denk­würdige Kampf­ansage in Form eines Vertrages zwischen den beiden Streithähnen eiligst auf drei aneinander­geklebte Notizzettel, wie sie in deutschen Kneipen üblich waren, nieder­geschrieben. Dies war der Zeitpunkt, an dem Ölfuß' und Brösels Wege sich kreuzen mussten. Ölfuß war durch seinen hervor­ragenden Ruf unter den Schraubern der erste Mann, wenn es um das Modifizieren von Horex-Motoren ging. In schweiß­treibender Arbeit entstand nach schier endlosem Niederringen so manch heikler Schwierig­keit eine Legende edelster Erscheinung – der Red Porsche Killer! Das Rennen konnte starten! Nach zahlreichen Absagen und Neu­ankündigungen, Um­disponierereien und erschöpfenden Vorbereitungen machten sich schließlich tausende und abertausende Gesinnungs­genossen auf den Weg, mit dem Ziel, ein kleines verträumtes Örtchen irgendwo in der Pampa Schleswig-Holsteins zu umlagern und der nunmehr konkret bevor­stehenden Vertrags­erfüllung beizuwohnen. Auf dem Flugplatz Hartenholm kam es zum Kräfte­messen zwischen Porsche und Red Porsche Killer. Obwohl man sich mit außer­ordentlicher Gründ­lichkeit auf Das Rennen vorbereitet zu haben glaubte, konnte beim besten Willen niemand voraussehen, dass der Besucher­andrang derart ausfallen würde, dass die A7 samt Elbtunnel bis zur Ausfahrt Hartenholm (ca. 100 km) in einer einzigen Blech-Lawine ersticken und der komplette Verkehr zum Stillstand kommen würde. Hartenholm selbst versank im Ansturm der Menschen­massen. Für die nächsten drei Tage herrschte in weitem Umkreis der Ausnahme­zustand – und doch blieb alles friedlich. Nach zwei Tagen Nonstop-Party rollten im Morgen­grauen des dritten Tages Holgis Porsche und Brösels Red-Porsche-Killer zur Startlinie der Rennbahn. Sekunden nach dem Startschuss war das Rennen gelaufen und Brösel geschlagen; aber das war eigentlich vollkommen egal. Und dass die Katzendreck-Maschine, die den Verlierer des Rennens in einem Berg von Katzenscheiße hätte versinken lassen sollen, sich unkontrollierbar gegen die Besucher richtete, steigerte höchstens noch die Partylaune. Die Frage nach Gewinner oder Verlierer verhallte im allgemeinen Freudentaumel „Das Rennen von Hartenholm” endete nach drei Tagen unaufhörlichen Feierns und entließ seine 250.000 Gäste in euphorischem Taumel. Wer es genauer und ausführlicher wissen will: „Extrawurst Band 1 WERNER – DAS RENNEN 1988 – 2004 – 2018“.

Ein Volk, ein Könich!

Weitere Comic-Bände, die zwischen­zeitlich vollends die Regale der Buchhändler infiltriert hatten, fanden reißenden Absatz. Gemeinsam mit Bernd Eichinger, Herman Weigel (damals Neue Constantin Film/München), Michael Schaack (TFC Trickompany/Hamburg) und Gerd Hahn (Hahn-Film, Berlin) wurden 1989 die Parameter für den ersten WERNER-Film festgelegt. Erst nach Anwendung aller Regeln der Überredungs­kunst gelang es, den hoffnungs­los über­arbeiteten Brösel für den ersten WERNER-Zeichentrick-Film zu gewinnen. Das Entstehen des Films gestaltete sich arbeits­intensiv und verlangte nach einem erlesenen Team fähiger Leute, die voll und ganz von der WERNER-Materie durch­drungen waren. „WERNER – BEINHART!” lockte 1991 über 5 Millionen Besucher in die deutschen Kinos. Nach einem Rundschreiben an vierzig Brauhäuser konnte Brösel die Gilde-Brauerei aus Hannover dafür gewinnen, pünktlich zum Filmstart Bölkstoff auf den Markt zu bringen. Eigentlich hätte Werner es besser gefunden, wenn sein „Lebens­elexier” in heimschen Kesseln gebraut worden wäre. Aber das sollte sich erst zehn Jahre später erfüllen. Seit 2001 gibt es Bölkstoff aus Flensbuich.

Neben immer neueren WERNER-Comics entstanden weitere Druck­erzeugnisse, Merchandising-Artikel und Computer-Spiele. Und auch allerlei Schnick­schnack wurde unter dem Namen WERNER vermarktet und die Rechte ausge­schlachtet – nicht nur das, sondern auch Brösel höchstpersönlich!
Brösels völlige Loslösung und Trennung von der Achterbahn AG im Jahre 2002 war zu diesem Zeitpunkt nur noch Makulatur, die AG insolvent und WERNERs Zukunft ungewiss.

In dieser turbulenten Phase entstand unter der Mitwirkung der vierte WERNER-Film „WERNER – GEKOTZT WIRD SPÄTER!”, der im Sommer 2003 die deutschen Kinos enterte und sich während seiner Laufzeit hartnäckig auf dem dritten Platz der deutschen Kino-Charts halten konnte. Nach einigen Querelen und Rechts­streitigkeiten mit seinen ehemaligen Geschäfts­partnern, die nicht willens waren, kampflos von WERNER abzulassen, gelang es Brösel und seiner ihm am 18. März 1999 angetrauten Frau Petra (die er im Club 68 kennen gelernt hatte und mit der er seit 1993 liiert ist), sämtliche zukünftigen WERNER-Rechte und seine Buch-Rechte für sich zu sichern. Seit 2002 arbeitet Brösel mit einem kleinen Stab von Mitarbeitern daran, das Wernertum wieder auf seine ureigenen Fundamente zu stellen. Auch hierbei steht ihm Petra, die zwischen­zeitlich zusammen mit einem kompetenten Team das Management übernommen hat, mit unermüdlicher Energie zur Seite. So macht alles viel mehr Spaß!

Neue Rennen, neue Bücher

Die Reaktivierung und Modifizierung des Red-Porsche-Killers wurde 2004 durch Ölfuß vorgenommen. Ebenfalls im Sommer 2004 ließen Tüftler und Schrauber nach Brösels Ideen die Dolmette Wirklichkeit werden, die von 24 Kettensägen­motoren angetrieben wird.

Dass WERNER nach wie vor seinen festen Platz nicht nur in Deutschlands Comic-Welt hat, bewies 2004 das Event „WERNER – DAS RENNEN”, bei dem Brösel sechzehn Jahre nach Hartenholm seine Revanche bekam – und sie vergeigte. Die Revanche zwischen Brösel und Holgi verlief kurz und schmerzvoll. Nach drei fehl­geschlagenen Start­versuchen hatte Holgi keine Lust mehr und Brösel musste sich erneut geschlagen geben.

Aber sei es drum, denn eine neue Revanche bahnte sich an: Die Rennen-Neuauflage, die exakt 30 Jahre später am 2. September 2018 auf dem Flugplatz Hartenholm stattfand, konnte Brösel endlich für sich entscheiden – eine späte Revanche, aber nun sind die beiden quitt!

Das umfangreiche Motorsport-Rahmen­programm machte „WERNER – DAS RENNEN 2018“ zum größten Motorsport­festival Europas. Und auch in musikalischer Hinsicht wurde nicht gekleckert, sondern geklotzt! Unter den 90 Bands standen Niedeckens BAP, Otto Waalkes, Doro, Fury in the Slaughterhouse, Roger Chapman, Hannes Wendt, Torfrock, Olli Schulz und Santiano auf den vier Bühnen.

Wenige Monate vor dem Rennen erschien nach 14 Jahren der erste neue Werner-Band „WERNER – WAT NU!?“, der nicht nur klärt, wie es zum erneuten Rennen kam, sondern auch den Fragen nachgeht, was Werner eigentlich von Donald Trump, Fracking und Halfpipes hält. Der neue Band war zugleich das Debüt im eigenen Bröseline Verlag. Eben dort erscheinen sei Januar 2019 auch Neuauflagen aller bisherigen Werner-Bände – und zwar in HDO (High Definition Offset). Unter dem Fluch der Akribik hat Brösel in jahrzehnte­langer multipler Krötose die kultigen Werner-Comics übergearbeitet.

Und auch im Spätsommer 2019 wurde auf dem Flugplatz Hartenholm die Wurst waam: Brösel lud alle Benzin-Bagaluten wieder zum Werner Rennen ein! Freie Bahn mit Marzipan – the Show must go on!

Heute, über 40 Jahre nach der Geburtsstunde von Deutschlands erfolgreichster Comic-Figur, nach dreizehn Comicbüchern, zahlreichen Themenbänden und fünf Filmen dreht sich in Brösels Leben immer noch alles ums Schrauben und Basteln, aber auch und vor allem um WERNER!

Fortsetzung folgt…